Weich versus hart
„An dir ist alles weich“, hat mal ein Jugendfreund zu mir gesagt.
Und auch wenn er wohl eher auf meine Physis Bezug genommen hat, trifft dieses Stamtement ziemlich ins Schwarze bei mir. Ich habe weiche Haare, „weiche“ Ansichten – hiervon ein bisschen, davon ein bisschen, aber hoffentlich keine weiche Birne. Ich mag weiche Stoffe, weiches Haut, weiches Licht und „Softies“, Menschen, die ihre Gefühle zeigen, die zuhören und mitfühlen können … und wollen.
Ich mag weder „hart durchgreifen“ noch harte Strafen verhängen. Bei mir ist eher Gnade vor Recht das Credo. Ich denke oft in Gefühlen, nehme mir manchmal zu viel und schnell an, und muss mich dann abgrenzen. Häufig ertappe ich mich beim „Oooooch“, denken statt hart verurteilen. Ich übe oft Nachsicht mit meinen Mitmenschen – manche werfen sie mir das vor.
Harte Fakten schätze ich. Aber „harte Kerle“ sind mir genauso ein Rätsel wie höhere Mathematik.
„Härte zeigen“ fällt mir unendlich schwer. Schon hartes Training ist mir persönlich zuwider. Ich schätze keine harten Worte, keine harten Blicke. Eine „harte“ Hand oder Gangart oder was auch immer, ist wider meine Natur. Ich bin dafür, Fehler zu sehen, zu zu lassen und darus zu lernen. Ehrgeiz ist nicht gerade meine herausragendste Eigenschaft.
Ich bin weich, knicke schnell ein und schmilze wie Butter in der Sonne bei Balladen, Strandspaziergängen und … ja, bei Tierbabys.
*Und je mehr Sommer vergangen sind, desto mehr schätze ich das, was manchnen als Schwäche erscheint: diese Weichheit und Nachgiebigkeit in vielen Situationen. Das Leise, deshalb aber nicht minder Bunte. Das Langsame, womöglich Naive.
… aber: eventuell ein Stück Weis-, Verzeihung Weichheit?
Vielleicht habe ich ein weiches Herz. Ich hoffe, es – denn darauf wäre ich sehr stolz. Auf die weiche Stelle in meiner Brust …
Genießt eure Stärken und Weichheiten,
eure Barbara