Das einfache reiche Leben der Totengräbering von Waging:
Es ist ein hartes Leben; es beginnt nicht einfach und wird nicht wirklich leichter mit der Zeit. Und doch geht diese bemerkenswerte Frau, die Potagonistin und Hauptfigur in diesem Buch, ihren ganz eigenen Weg – bis ins hohe Alter.
An das entbehrungs- und arbeitsreiche Leben auf dem Bauernhof gewöhnt, macht sie als kleines Mädchen schon früh die Bekanntschaft mit dem Tod. Im Dorf und zu dieser Zeit ist er allgegenwärtig. Fast fällt sie selbst ihm schon in früher Kindheit zum Opfer.
Das leben auf dem Hof ist nicht leicht … Mit der Zeit beißt sie sich durch und hofft auf etwas Glück. Und tatsächlich: Sie findet die Liebe.
Schließlich – jung – verheiratet, hat sie auch dort wieder viele Probleme zu lösen:
„Als ihr Ehemann Anderl, der schwer unter Kriegsfolgen leidet, 1953 zum Totengräber von Waging berufen wird, übernimmt die 25-jährige Rosa diese Aufgabe für ihn.“
… im hohen Alter noch weicht sie kaum einen Moment von ihrem Platz am Telefon, um ja keinen Anruf zu verpassen; es könnte ja jemand gestorben sein. Und ihre Dienste gebraucht werden.
Sie als Frau ist schließlich Ansprechpartner für die Hinterbliebenden
Ein ebenso ungewohnter wie wichtiger Job. Zwischen „Jetztzeit“ und Rückblicken hin- und herwechselnd erzählt das Buch die Geschichte einer ganz besonderen Frau, die sich wahrlich nicht alles aussuchen konnte, aber versuchte, das Beste aus allem zu machen, der Pflicht und Ehre wichtig war, die sich selbst und manchmal auch andere nicht geschont hat, wenn es um die letzte Würde ging. Ihr (zum Schluss) bisweilen nach außen ruppiges Wesen und ihre hohen Ansprüche machen die Zusammenarbeit mit ihr nicht immer leicht, wie ihr Neffe am eigenen Leib erfahren muss. Und meist mit Geduld quittiert. Im Kern ist noch etwas von dem kleinen Mädchen geblieben, dass so lange dem Tod getrotzt hat.
Mit einfachen Mitteln
Aus dem Klappentext:
„Ein Handkarren und später ein schwarzer VW-Käfer mit Anhänger dienen als Leichenwagen. Mit der Zeit übernimmt Rosa die Bestattungsaufgaben sämtlicher umliegender Gemeinden und sorgt als Hauptverdienerin für das Überleben der Familie. Fast 70 Jahre lang ist sie im bayerischen Rupertiwinkel die Erste, die gerufen wird, wenn jemand gestorben ist. In ihrer Heimat gilt sie als Legende.“
Die erfolgreiche Autorin Christiane Tramitz, deren Bruder von Rosa Wegscheider bestattet wurde, hat sich der außergewöhnlichen Lebensgeschichte angenommen. Wir tauchen ab in eine nicht immer einfache, wenn auch schlichte und zuweilen glückliche Dorfwelt. Eine spannungsvolle Reise zwischen Tradition und Selbstbehauptung.
Fazit: eine wirklich außergewöhnliche Geschichte, bildreich und offen erzählt.