LESEPROBE
Anfangs dachte Eli, es wären ihre gro- ßen Augen gewesen. So tief. So braun. Und von dieser unbeschreiblichen Lebendigkeit. Später wusste er es besser: sie waren füreinander geschaffen. Es verband sie dieses unsichtbare Band, welches ein ganzes Leben überdauern und trotz aller Widrigkeiten niemals reißen würde. Nach all den Jahren, dachte Eli ein wenig wehmütig, während er sich mit einem Seufzen auf die schmutzigen Dielen des Dachbodens niederließ. Es kostete ihn erhebliche Mühe, den schweren Lederkoffer in den trüben Lichtkegel der Glühbirne zu ziehen, und mit jedem Zentimeter nahm das leichte Kribbeln in seinem Nacken ebenso wie die freudige Erwartung zu. Genau wie damals, als er in diesem kleinen Zauberbedarfsladen in Montparnasse stand und zum ersten Mal die Scharniere des alten Puppenspielerkoffers aufschnappen ließ.
Eli schmunzelte. Dann wischte er mit der flachen Hand den Staub vom Deckel und betrachtete die unzähligen Aufkleber, die wie stumme Zeugen vergangener Tage über dem gesamten Koffer verteilt waren. Hier erinnerten Gepäcknummern des Orly-Aéroport de Paris an seine zahllosen Reisen mit Steward und seiner Frau Emma. Dort erzählte ein winziges Klebeschild von den weniger erfolgreichen Jahren des Pianisten Earl Hines, aber auch von einem zauberhaften Abend an dem Earl zu Emmas Ehren ein Ständchen mit einem unbekannten Musiker namens Louis Armstrong intonierte. Eli zögerte, dann ließ er die Verschlüsse aufspringen und hob den Deckel langsam an.
Katharina Haensel – Rezension Amazon
A. Koslowski– Rezension Amazon
Langbein– Rezension Amazon
Das Chaos hat einen Namen
BUCH