Der Plan: Wir stellen einen Weihnachtsbaum auf – eigentlich ganz einfach.
Das Ergebnis: CHAOS …
Es fing alles ganz harmlos an; wir gingen in die Stadt und sahen uns nach einem besonders schönen Tännchen um. Das ist natürlich kurz vor Weihnachten leichter gesagt als getan, da die schönen und auch bereits weniger schönen Bäume alle schon längst verkauft sind. Was bleibt, kommt dem Wort „Resteverwertung“ noch am nächsten. Also suchten wir uns – zusammen mit dem aufgeregt hechelnden und wie verrückt an der an der Leine zerrenden Columbo – das kleinste Übel aus. Klein war es wirklich, nur knapp „eins fuffzich“, wie uns die patente Verkäuferin mit den roten Händen und unverschämten Preisen kaltschnäuzig bestätigte. „Scheen is der nich, aber et is n Baum“, war ihr ebenso mitleidloser wie wahrer Kommentar zu dem krummen Gewächs. „Aber dit scheint Sie ja nicht zu stören. Der da – der sieht ja ooch nicht gerade, wie Lassie aus“, versuchte sie freundlich zu werden mit Blick auf unseren durch den Fellwechsel etwas räudig aussehenden Haushund. Diese wenig charmante Bemerkung über sein Äußeres schien ihn aber nicht davon abzuhalten, sich freudig auf die dicke Dame zu stürzen und ihr vertrauensvoll beide Hände abzuschlecken. Er hatte einfach ein zu gutes Herz. Nachdem wir das erstaunlich sperrige Ungetüm irgendwie nach Hause transportiert hatten, ging der Spaß erst richtig los: Columbo sprang übermütig über den ohnehin wackelig stehenden Immergrüngruß herum und brachte ihn durch sein wildes Gehopse mehr als einmal zu Fall. Gott sei Dank noch ohne Kugelbehang. Vorerst … Als wir das Ding, das einmal ein Bäumchen hatte werden wollen frustriert im Boden festzementiert hatten, denn keine Rutsche hielt den schiefen Stamm, machten wir uns ans Schmücken. Dank den Lichtern, der Musik und der allgemeinen Vorfreude konnte sich auch unser Vierbeiner nicht der besinnlichen Stimmung entziehen und – schlief auf dem Teppich vor dem Bäumchen ein. Ich nutzte die Gunst der Stunde – Kinder aus dem Haus, Mann im Keller, Hund ausgeknockt – und wickelte und packte ganz leise aber in Ruhe Stück für Stück Baumbehang aus. Liebevoll hängte ich jedes Teil an die passsende Stelle. Ich brauchte mehr Schmuck als sonst, um die kahlen Stellen und abgeknickten Äste wenigstens halbwegs zu kaschieren. Noch etwas Lametta zum Schluss und voilà: Da erstrahlte er, vollgehängt, aber sich Mühe gebend. Das Bäumchen, das nun immerhin vage an einen richtigen Weihnachtsbaum erinnerte. Stolz betrachtete ich mein Werk, zupfte hier und da noch ein wenig; klatschte abschließend zufrieden in die Hände. Schließlich war ich ja allein. Zumindest fast. In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Wie von der Tarantel gestochen sprang unser Schlosshund auf. Er schnellte empor, als wäre der Jäger hinter ihm her und raste in seiner Panik mehrere Male quer durch’s Wohnzimmer. Noch ehe ich es verhindern konnte, hatte er den Christbaum zu Fall gebracht. In Zeitlupe sah ich das kunstvoll hergerichtete Tännchen wanken, schwanken und schließlich starr und unaufhaltsam wie eine Schranke fallen. Im letzten Augenblick machte ich einen Satz zur Seite, um auszuweichen. Columbo hatte weniger Glück; er hatte sich in der Lichterkette verfangen und wurde nun unter Nadeln und Zweigen, roten Kugeln und Strohsternen begraben. Quiekend wie ein Schweinchen zog er den Kopf ein und verharrte ein paar Sekunden unter dem demolierten Kunstwerk. Vorsichtig zog ich das störrische Vieh unter dem Baumwrack hervor. Dankbar leckte er mir übers Gesicht und ich streichelte ihn beruhigend, nachdem ich mich versichert hatte, dass er das Malheur unversehrt überstanden hatte. Zu allem Überfluss stand nun auch noch ein rußgeschwärzter Mann mit einer Holzsäge bei uns im Wohnzimmer und sah grimmig auf uns nieder, die wir ängstlich am Boden kauerten. Dann fing er plötzlich laut zu lachen an. Erst als ich meinen Liebsten und Columbo sein Herrchen in den Dreckklamotten erkannte hatte, fielen wir in das Gekicher mit ein und lachten all die Scherben, Knicke und auf dem Boden verstreuten Nadeln einfach weg. Unser unberechenbares Haustier entspannte sich dabei dermaßen, dass er gut gelaunt zum umgekippten Bäumchen schlich, an verschiedenen Stellen schnupperte, um schließlich im nächsten Augenblick sein Bein zu heben und das mickrige Stämmchen zu wässern … Na Halleluja!
Mein Mann und ich waren uns sofort einig: Nächstes Jahr gibt es einen künstlichen Baum!
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